Obwohl wir gestern erst relativ spät im Bett waren, quälen wir uns bereits um 6 Uhr aus dem Bett. Fotografen, Licht,….hatte ich schon erwähnt? Wir haben nur eine grobe Richtung, aber keinen genauen Plan wo wir heute vor dem Frühstück hinwollen. Das bekannte Bild. Wenig Verkehr und das Überqueren der Straßen ist wieder ein Kinderspiel. Nur wenige Personen sind um diese Uhrzeit unterwegs. Gestern hatten wir die großen Minarette einer Moschee gesehen, die uns heute den Weg zeigen sollen. Wie passend. Minarett bedeutet im Arabischen übrigens Ort des Feuers, welches früher oben brannte. So dienten die Minarette als Wach- und vor allem Leuchtturm für Karawanen.

Wir kürzen den Weg ein wenig ab indem wir durch einen leeren Basar laufen. Ohne Menschen und mit den noch geschlossenen Geschäften wirken sie wie ein komplett anderer Ort. Nach einer guten halben Stunde finden wir uns auf dem Imam Ali Platz wieder. Die Gebäude um den Platz, auf dem bisher nur die Straßenkehrer unterwegs sind, liegen im goldenen Morgenlicht. Der Platz wirkt noch sehr neu, ist für uns aber trotzdem interessant. Wir laufen durch die Gänge am Platz und zu einer der Moscheen, deren Dom wir vom Platz aus sehen. Irgendwas interessantes entdecken wir (fast) immer: Menschen, Gebäude, Fahrzeuge….der Iran ist doch einfach total anders zu dem was ich bisher auf Reisen sehen durfte.

Wir erinnern uns, dass wir ja eigentlich zu den Minaretten wollten. Diese gehören zur Jame-Moschee, der Freitagsmoschee von Esfahan. Der Bau der Moschee begann wurde schon vor 1.300 Jahren auf den Fundamenten eines Feuertempels begonnen. Auf dem Weg dorthin werden wir wie sooft im Iran Willkommen geheißen („Welcome to Iran!“) und um ein Selfie gebeten. Vielleicht sollte ich mir vor dem nächsten Besuch des Iran Autogrammkarten drucken lassen? Eher nicht! Die Moschee ist noch geschlossen und so drehen wir nur eine Runde ums das Gebäude und machen uns dann auf Seitenstraßen auf den Weg zurück Richtung Hotel, wo uns ein junger Mann anspricht. Er fragt uns auf Englisch ob wir uns verlaufen haben. Hier gibt es nichts zu sehen für Touristen. Er ist ein pakistanischer Student und möchte auch noch ein Foto mit uns. Selfie-time!

Nach Morgendusche und Frühstück wartet unser Freund schon auf uns. Ich muss immer ein wenig lächeln, wenn ich ihn Englisch sprechen höre. Im Persischen kommt das Substantiv vor dem Verb. Dadurch habe ich immer das Gefühl ich unterhalte mich mit Yoda aus Star Wars: „Many different sweets we have.“ „Hungry I am.“ „Tired you must be“.

Wir fahren zu einem traditionelles Badehaus (Hamam).  Auch hier wird versucht mit detaillierten Figuren Szenen aus der Vergangenheit zum Leben zu erwecken. Unser Freund erzählt uns viele kleine Geschichten und gesellig wie er ist, redet er auch mit allen Angestellten des Museums. Er stellt uns einem Handwerker vor, der sein Kunsthandwerk auch schon in Deutschland vorstellen durfte. Leider spricht er aber kein Englisch. Eine Dame verkauft traditionelle Seifen und Lappen. Wir verzichten aber aufgrund unseres wenigen Gepäcks auf einen Kauf und planen keine Souvenirs zu kaufen. Draußen auf dem Parkplatz springt unser Wagen nicht an. Unser Freund lockert nach dem Parken immer ein wenig das Kabel der Batterie, damit ein potentieller Autodieb nicht mit dem Wagen abhauen kann. Interessante Idee. Jetzt hat er sich dabei aber leider selbst reingelegt. Nach ein paar Mal rumfummeln am Motor springt das Fahrzeug dann aber doch an.

Mit dem Auto geht es weiter und zu unserer Überraschung fahren wir zu dem Imam Ali Platz von heute morgen. Unser Freund wollte uns die Freitagsmoschee von innen zeigen. Passt eigentlich super, da wir ja heute morgen nur den Außenbereich gesehen haben. Die Jame-Moschee ist mit einer Grundfläche von 2ha übrigens die größte Moschee im Iran. Ich muss es wohl nicht wieder erwähnen, aber die Mittagssonne macht das Fotografieren mal wieder zu einer echten Herausforderung. Schön ist eigentlich an fast allen Sehenswürdigkeiten, die wir bisher gesehen haben, kaum Touristen unterwegs sind. Außnahmen waren die Gärten in Kashan und Abyaneh. Westliche Touristen sehen wir auch nur eher sporadisch. Leider können wir heute nicht alle Bereiche betreten. Ob es an Renovierungsarbeiten oder anderen Gründen liegt, wissen wir jedoch nicht. Natürlich gibt es hier auch wieder einen Schrein und es gibt wieder getrennte Bereiche für Frauen und Männer. Angeles muss auch wieder einen Tschador tragen. Da dieser sie beim Fotografieren sehr stört werden die beiden keine Freunde mehr.

Daraufhin fahren wir wieder zum Naqsch-e-Dschahān-Platz. Uns fehlt noch die Königsmoschee, die wir uns bisher noch nicht von innen angeschaut haben. Unser Freund begleitet uns. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, da wir uns oft mit der Kamera verlieren und seinen Erklärungen nicht soviel Aufmerksamkeit schenken, wie sich es eigentlich verdient hätten. Die Masdsched-e Emām Moschee ist unglaublich imposant. Nach den paar Tagen im Iran können wir uns an den Moscheen einfach nicht satt sehen. Über die Bedeutung lässt sich streiten, aber um die Kunst nicht wirklich.

Unter der Kuppel fängt uns ein älterer Herr ab, der uns ein wenig über die aufwendigen Restaurationsarbeiten der Moschee erklärt. Unseren Freund haben wir ein wenig aus den Augen verloren. Nach kurzer Zeit eilt er aber wieder zu uns und befreit uns aus den Händen unseres neuen Erklärbären. Unter der Kuppel gibt es einen Platz wo man ein perfektes Echo erzeugen kann. Unser Freund hat uns erzählt, dass man jetzt zu Demonstrationszwecken nur noch islamische Lieder singen darf. Darauf verzichtet er und hören stattdessen einen chinesischen Reiseführer „Allahu Akbar“ singen. Danach zeigt er seinen Reisegästen, die ebenfalls nicht auf arabisch singen können, wie man mit Klatschen den gleichen Effekt erzielen kann. Sehr geschickt stellen sie sich dabei aber nicht an. Eher so ungeschickt, dass unser Freund zu ihnen geht und ihnen erklärt wie man richtig klatscht.


Auf dem Platz wartet schon seine Frau und wir begrüßen sie noch kurz bevor sie zum Essen nach Hause fahren. Wir bleiben auf dem Platz, da wir noch Fotos zur blauen Stunde machen wollen. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht ganz verstehen, warum wir nicht mitkommen, aber akzeptieren, dass wir lieber draußen bleiben wollen. Auch wir ziehen los. Einige Iraner hatten von der iranischen Pizza geschwärmt, die ihrer Ansicht nach, besser als die italienische ist. Ich bezweifle das zwar, aber wir gehen trotzdem in eine Pizzeria, an der wir zufällig vorbeikommen. Unser Pizza ist vermutlich nicht repräsentativ, aber die beste war es mit Sicherheit nicht. Die Leute um uns herum, essen ihre Pizza übrigens alle mit Ketchup. Verstörend. Viel leckerer ist dann doch der frische Granatapfelsaft, den es zur Zeit überall gibt.

Immer wieder werden wir von Passanten angesprochen. Wir werden von einem Händler in seinen Teppichladen zum Tee eingeladen. Der Tee ist nicht wirklich umsonst, sondern ist genauso teuer wie der günstigste Teppich im Laden. Wir bedanken uns und lehnen ab. Die Leute sind nicht aufdringlich und beharren nicht auf ihrer Einladung. Danach lernen wir noch einen Iraner kennen, der ein wenig Deutsch spricht. Er war als Flüchtling über 6 Monate in München, wurde am Ende aber wieder abgeschoben. Er spart jetzt auf einen zweiten Versuch. Auch drücken uns Taxifahrer und Reiseführer immer mal wieder eine Karte in die Hand. Auch hier fühlt man sich nicht bedrängt. Es geht immer nach dem gleichen Muster vor. Wo kommt ihr her? Ich bin Taxifahrer. Hier meine Karte. Dann verabschieden sie sich meist auch wieder förmlich. Die netteste Karte, die ich bekommen habe, war handgeschrieben von einem pensionierten Lehrer, der mit dem Fahrrad über den Platz fuhr.

Das Licht ist später noch wundervoll und wir sind froh, dass wir uns eine Auszeit von unser Betreuung genommen haben. Als die Sonne am Horizont verschwunden ist, fängt es an auch wieder richtig kalt zu werden. Unsere Jacken liegen sicher und warm im Hotel. Also beschließen wir zurück zum Hotel zu gehen und danach zu unseren neuen Freunden. Sie haben wieder lecker für uns gekocht. Wir hören von ihren Europareisen, wie schwer es sein kann an ein Visum zu kommen, wie man Zuhause Bier braut und Wodka brennt. Auch unser „spanischer Freund“ ist wieder mit dabei. Auch heute drehen wir noch einmal eine Runde mit dem Auto. Wir fahren wieder an den Fluss bzw. das ausgetrocknete Flussbett. Diesmal zeigen sie uns eine andere Brücke. Die Kamera hatte ich diesmal allerdings nicht mehr dabei, da es für mich schon zu dunkel war. Ein wenig irritiert war ich von einem jungen Touristenpaar, die mit einem Schild auf dem Boden saßen auf welchem sinngemäß folgendes stand: „We are tourists with no money. Please buy a photo.“ Sie versuchten dort selbstgemachte Fotos zu verkaufen. Sie waren von vielen Iranern umringt, die neugierig schauten. Auch unsere Freunde hatten noch nie Ausländer etwas verkaufen sehen.

In Palencia, wo Angeles herkommt, gibt es viele Türme für die Taubenzucht. Auch in Esfahan gab es frühe viele, da vor allem der Taubendünger auf den kargen Feldern benutzt wurde. Solch einen Turm wollten wir uns noch kurz anschauen. Der Turm stand mitten auf einer Verkehrsinsel und war mit Sicherheit 3 Mal so groß wie die mir aus Spanien bekannten Modelle. Es war auf jeden Fall kurios so eine Konstruktion auch mal in einer anderen Gegend der Welt zu sehen.

Letzter Plan für heute war noch ein kurzer Stopp am Busbahnhof, der wie alles hier nur 5 Minuten mit dem Auto entfernt ist. Am Ende waren es dann doch wieder 20 Minuten. So, kaufte ich dann noch schnell ein Busticket für den nächsten Abend nach Shiraz. Unser Plan war im Bus zu schlafen und uns so eine Nacht im Hotel zu sparen. Mit Hilfe meines Freundes ging es dann doch deutlich einfacher ein Ticket zu kaufen als mit Google Translate. Morgen bzw. übermorgen um 00:15 Uhr sollte es dann also weitergehen auf unser Rundreise. Es ist doch wieder recht spät geworden und wir waren froh als wir im Hotel in unserem Bett lagen. Unsere letzte Nacht in Esfahan.