Wieder sitzen wir im frischen Frühstücksbereich und wärmen uns mit Tee, während wir frühstücken und überlegen was wir heute tun. Im Taxi-Prospekt werden verschiedene Routen angeboten, die ich auch schon vorher in anderen Reiseberichten im Internet gesehen hatte. Am meisten hatte ich von der Tour nach Maranjab mit einer Übernachtung in der alten Karawanserei gelesen. Auf dem Weg dorthin hält man außerdem noch in der Untergrundstadt Nooshabad, einer alten Festung, dem Hilal Ibn Ali Schrein und einem ausgetrockneten Salzsee. Habemus Plan.

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und checken aus. Danach gehen wir zunächst zur Ecke wo wir gestern den Taxifahrer getroffen hatten. Dort besitzt er ein kleines Büro. Davor sitzt ein Mädchen, dass uns auch den Prospekt in die Hand drücken will. Wir lehnen ab, aber buchen bei ihr den Ausflug nach Maranjab. Wir übernachten in der Karavanserei und sind so gegen 9.00 Uhr morgens zurück. Das ganze kostet uns (wenn ich mich nicht täusche) 70 USD pro Person. Für europäische Verhältnisse nicht so viel, wenn man bedenkt, dass Abendessen, Übernachtung und Frühstück dabei sind. Allerdings kann ich jetzt schon sagen, dass ich es nicht noch einmal so machen würde. Wir verabreden uns für 13.00 Uhr und lassen unser Gepäck bei ihr im Büro.

Den Vormittag verbringen wir damit durch die Seitenstraßen von Kashan zu laufen. Einige Menschen grüßen uns und fragen wo wir herkommen. Immer wieder hören wir ein „Welcome to Iran“. Uns fällt auf, dass im Gegensatz zu den Erwachsenen hier, die Kinder immer sehr farbenfroh gekleidet sind. Auch die Kindergärten sind von außen sehr bunt bemalt. Ganz anders als die viele Frauen in ihren traditionellen, schwarzen Tschadors. Unterwegs schicke ich noch eine Nachricht an die Familie von gestern, um uns auch noch kurz von Ihnen zu verabschieden. Auf dem Weg zu ihnen besuchen wir eine weitere Moschee und schlendern durch den geschlossenen Basar.

Bei der Verabschiedung halten wir uns kurz. Es gibt natürlich noch Tee und etwas zu essen angeboten. Als wir uns auf den Weg machen, bekommen wir noch jeder einen Apfel und eine Gurke von der Oma in die Hand gedrückt. Süß.

5 Minuten später stehen wir vorm Taxibüro (Low Cost Taxi Reza) und verladen unsere Sachen in einen alten Peugot 405. Nicht nur unser Fahrer, sondern auch die Angestellte von heute morgen kommt mit. Heute morgen hatten wir ihr schon erzählt, dass wir die Untergrundstadt Nooshabad nicht sehen wollen. Außer Frage ist es bestimmt interessant, aber mit meinen Knie, habe ich Probleme mit den vielen Treppen und zudem möchten wir lieber mehr Zeit in der Wüste verbringen. Erster Stopp unser Fahrt ist dann aber doch Nooshabad. Als wir halten, fällt es der Angestellten wieder ein und starten gleich wieder duch zur Festung.

Im Prospekt steht diese als Noshabad City. Viel mehr hören über die Festung auch nicht wirklich. Wir steigen mit der Angestellten aus, während der Fahrer wartet. Die Lehmmauern der Festung grenzen den komplett leeren Innenhof ab. Mal wieder sieht man keinen Menschen. Es gibt auch keinerlei Infotafeln. Wir werden zu einem der Ecktürme  geführt und sie sagt uns, dass man von dort oben einen schönen Blick hat. Wir sollten allerdings aufpassen, da die abgelaufenen Lehmstufen recht rutschig sind. Sie ist schon einmal die Treppen runtergefallen. Ich habe ja immer mehr Angst um mein Kameraequipment als um meine Gesundheit. Rauf ist ja meistens auch nicht das Problem, sondern runter. Angeles hat die Warnung gereicht, nicht die 2 Stockwerke nach oben zu steigen. Spektakulär würde ich die Sicht jetzt nicht bezeichnen, aber man hat einen kleinen Rundumblick auf die Stadt und die angrenzende Wüste. Beim Absteigen ist es wirklich recht rutschig, aber vorsichtig geht es schon.

Unser nächster Halt ist am Hilal Ibn Ali Schrein. Schon der erste Blick vom Parkplatz ist beeindruckend. Diesmal machen wir uns alleine auf dem Weg. Vor dem Eingang stehen Fotos von Märtyrern aus dem (völlig sinnlosen) iranischen-irakischen Golfkrieg. Ein ungewohntes Bild, obwohl es bei uns natürlich auch Kriegsdenkmäler gibt. Allerdings sprechen wir mehr von Opfern als von Märtyrern. Am Eingang muss Angeles sich wieder mit einem Tschador bedecken. Fotografieren ist für sie immer ein wenig schwierig damit. Zumindest sorgt sie bei den anderen Besuchern für ein wenig Unterhaltung. Immer wieder verrutscht der Tschador und muss nachjustiert werden. Ich muss für die ersten Selfies mit Locals posieren. Es ist ein wenig ungewohnt, aber ich fühle mich jetzt doch ein wenig berühmt. Der Schrein ist wirklich extrem fotogen von innen und außen. Auch wenn wir leider zu einer schlechten Uhrzeit zum Fotografieren hier sind.

Da ich vor dem Iran noch nie in ein vom Islam geprägtes Land gereist bin, verhalte ich mich im Inneren sehr verhalten. Also ich auf Strümpfen durch das Innere gehe, sehe ich Leute, die pennen und Jugendliche,  die zusammen irgendwelche Videos auf ihren Handys anschauen. Moscheen und Schreine sind auch soziale Begegnungsorte. Manche Leute begrüßen mich. Vorsichtig beginne ich zu fotografieren und bin am Anfang extrem darauf bedacht, keine Menschen auf meinen Bildern zu haben, um ihre Privatsphäre zu wahren. Ich merke dann aber schnell, dass es die Leute nicht stört. Wenn man in Kashan ist, dann ist der Schrein auf jeden Fall ein Pflichtbesuch.

Als ich aus dem Schrein komme, warten Angeles und unsere Begleiterin schon auf mich. Weiter geht es mit dem Taxi in die Wüste. Unser Fahrer und unsere Begleiterin haben sich sehr viel zu erzählen und unterhalten sich eigentlich fast die komplette Fahrt pausenlos. Der Fahrer spricht nur ein paar Worte Englisch und bietet uns zum Beispiel Zigaretten an. Mit 80 fahren wir über die Schotterpiste und der Wagen muss einiges mitmachen.


Kamele am Straßenrand. Ich bitte den Fahrer zu stoppen. Wahrscheinlich ist er genauso verwirrt, wie ich es wäre, wenn mich jemand darum gebeten hätte an einer Kuhweide zu halten. Die Kamele laufen zwar frei herum, haben aber alle einen Besitzer. Das ganze geht noch 2 Mal so. Alleine hätte ich wahrscheinlich noch öfter gehalten, wollte aber meine Mitfahrer nicht in den Wahnsinn treiben. Angeles und ich wussten auch nicht genau über die Zeitplanung Bescheid.

Kamelfoto

Unterwegs sehen wir vereinzelte Sanddünen. Wir fahren etwas erhöht am Ufer des getrockneten Salzsees entlag. Wieder würde ich eigentlich gerne für ein Foto halten, aber verkneife es mir wieder. Die Straße führt nach unten und wir kommen an den Rand der Salzkruste. Über bereits vorhandene Reifenspuren fahren wir auf den ausgetrockneten See und halten nach ein paar Minuten. Wieder können wir ein paar Bilder machen. Unser Fahrer unterhält sich mit einem weiteren Taxifahrer, der 3 Asiaten ausgeladen hat. Mit unser Begleiterin machen wir die obligatorischen Spring-in-die-Luft-Fotos.

Sprung Salzsee

Die beiden Fahrer unterhalten sich weiter während wir etwas dumm neben dem Auto stehen und warten. Ein blödes Gefühl. Nach etwas 10 Minuten geht es schließlich doch weiter. Nächstes Ziel sind die Sanddünen, von wo wir den Sonnenuntergang sehen sollen. Ich frage die anderen beiden ob sie vielleicht etwas Wasser dabei hätten. Haben sie leider nicht. Schade, dass hätte ich eigentlich erwartet. Der Fahrer parkt und wir haben jetzt noch mal 2 Stunden in den Dünen. In Namibia habe ich mich in die Wüste verliebt und habe mich wirklich auf die Dünen gefreut. Es ist ganz schön was los hier. Wir quatschen mit einer Gruppe von 3 Paaren, die aus Teheran kommen. Wieder einmal werden Fotos gemacht und Einladungen ausgesprochen. Ich will aber weiter nach oben. Auch wenn es sehr nett ist, wollte ich den Sonnenuntergang nicht verquatschen. Beim Umdrehen sehe ich, dass die Iraner eine Fotosession gestartet haben. Die jungen Iraner legen schon extrem viel wert auf ihr Äußeres und posieren entsprechend auch auf den Fotos. Die hauen nicht nur hier eine Pose nach der anderen raus. Im Iran werden übrigens die meisten Nasenoperationen durchgeführt. Nicht selten sieht man Menschen mit einem Nasenpflaster nach der OP. Das gilt für beide Geschlechter.

Wir sind inzwischen auf einer der Dünen angekommen. Bis auf die Menschen um uns herum ist es eine wunderschöne Aussicht. Wir fotografieren und genießen die Aussicht. Hier hätte ich gerne mehr Zeit verbracht. Ein paar Augenblicke später verschwindet die Sonne auch schon hinterm Horizont. Unsere Jacken haben wir im Auto gelassen, da wir nicht erwartet haben, dass es so schnell kalt wird, wenn die Sonne weg ist. Wüsten sind schon extrem. Wir bleiben noch etwas und bewegen uns ein wenig durch die Dünen und machen noch ein paar letzte Bilder, bevor es zu dunkel wird.

Als wir zurück zum Auto gehen, kommt uns einer der Iraner hinterher gelaufen. Wir tauschen noch unsere Kontaktdaten (Instagram & Telegramm) aus und stellt uns noch ein paar Fragen. Wenn es die Zeit zulässt, würde ich mich noch gerne später in Teheran mit ihm treffen. Mal schauen ob es sich einrichten lässt.

Weiter geht es zur Karavansarei. Weiter ist eigentlich falsch, da es nach dem Salzsee eigentlich zurück ging. Ich habe sie mir als ruhigen Ort in der Wüste vorgestellt. Ein Platz wo wir mal wieder die Milchstraße sehen würden und die Sterne fotografieren könnten. Pustekuchen. Es war super viel los. Überall Menschen. Wir wurden allein gelassen und standen erstmal wieder blöd in der Gegend rum. Bestellt und nicht abgeholt. Trotz Jacken war uns auch richtig kalt. Irgendwann kam der Fahrer wieder und führte uns ein paar Meter zu einer Bank. Also setzen wir uns hin und warteten wieder. Kein schönes Gefühl, nicht zu wissen was gerade passiert. Inwzischen war schon fast eine Stunde vergangen bis er uns zu einem Zimmer führte, der eigentlich ein Schlafsaal war. Meine Interpretation seines Englisch war, dass alle Zimmer besetzt sind und wir hier mit 3 anderen hier schlafen würden. Ich bin da schmerz befreit. Also stellen wir die Sachen ab und warten dann weiter draußen.

Keine Ahnung was nun der Abendessenplan war. Dann holt uns plötzlich seine Kollegin und brachte uns in einen großen Saal. Hier hatten dem Anschein nach gerade noch viele Leute gegessen. Inzwischen war es aber leer. Zusammen mit den 3 Asiaten sitzen wir auf einem großen Teppich und man bringt jedem von uns zwei Plastikschüsseln: Eine mit Reis und eine andere mit einer Sauce/Suppe, von der ich leider nicht den Namen weiß. Das ist also unser Abendessen. Es war lecker, aber an der Präsentation hätte man noch arbeiten können.

Nachdem Essen schauen wir noch kurz nach draußen, aber die Lichter sind einfach zu hell, um viele Sterne sehen zu können. Außerdem war es bitterkalt. Mit dem Fahrer machen wir noch aus, dass er uns morgen zwischen 8-8.30 Uhr abholt. Früher will er nicht. Ich bin gespannt. Wir beschließen aus Mangel an Alternativen uns um 20.30 Uhr in unseren kleinen Schlafsaal zu verkriechen. Wir suchen uns zwei Betten in der hintersten Ecke aus, um von Nachzüglern nicht gestört zu werden. Schade, von der Nacht in der Wüste hatte ich mir mehr versprochen.

Maranjab Lichter