Das frühe Aufstehen ist täglich eine kleine Herausforderung, aber die leeren Strassen und das schöne Licht machen es dann doch immer wieder lohnenswert. So drehen wir schon vor dem Frühstück wieder eine anderthalb stündige Runde durch die Stadt. Auf dem Rückweg zum Hotel kommen wir an der Hauptstraße an einer Moschee vorbei. Als wir versuchen einen Blick zu erhaschen winkt uns jemand, der wie ein Hausmeister wirkt, herein. Vor einer Tür mit bunten Fenstern ziehen wir uns die Schuhe aus und jede betritt seinen Teil der Moschee. Im Inneren gibt es natürlich wieder einen Schrein, wobei ich leider nicht sagen kann von wem. Auch in Google Maps steht der Name der Moschee nur in Farsi. Die Wände und Decken bestehen aus einem Spiegelmosaik. Wir hatten in anderen Moscheen schon gesehen, dass Teile aus solch einem Mosaik bestanden, aber nicht alles.

Zurück im Hotel beim Frühstück haben wir um 7.30 Uhr das Gefühl schon richtig was getan und erlebt zu haben. Wir planen uns heute Vormittag einer Free Walking Tour anzuschließen, die nur wenige Meter vom Hotel entfernt jeden Tag startet. Das Dresdner Paar hatte uns die Tour empfohlen. Also melden wir uns direkt nach Frühstück und Morgendusche im Büro für den Vormittag an. Es soll schon kurz darauf losgehen weswegen wir draußen warten. Während des Wartens lernen wir zwei Schwestern mit ihrer Mutter kennen. Sie sind Exil-Iraner und leben seit vielen Jahren in den USA. Kurioserweise sind die beiden Schwestern aber in Spanien aufgewachsen. So unterhalten wir uns dann auf Spanisch weiter. Es gesellt sich noch ein Tscheche und ein französisches Vater-Tochter Duo dazu.

Unser Reiseleiter spricht sehr gutes Englisch und kennt sich natürlich auch sehr gut aus. Wir beginnen die Tour auf dem Dach eines Teppichladens. Ich habe schon die Befürchtung, dass die ganze Veranstaltung zu einer Kaffeefahrt wird. Aber diese Angst ist völlig unnötig, da wir sogar angehalten werden, keine Teppiche anzuschauen, sondern direkt weiterzugehen. In knapp Stunden hören wir viele kurze und interessante Geschichten über Yazd und den Iran im Allgemeinen. So kommt der Stadtname eigentlich aus dem arabischen. Die Araber haben Yazd aufgrund seiner Lage mitten in der Wüste als Gefängnis (Yazd) bezeichnet. Genauere Details konnte ich im Netz dazu jedoch nicht finden.

Die Tour sollte man sich als Tourist nicht entgehen lassen. Am Ende sitzen wir dann noch mit der Gruppe im Innenhof unseres Hotels, trinken Tee und unterhalten uns. Ich komme mit dem Tschechen ins Gespräch. Er lebt seit ein paar Jahren beruflich bedingt in Teheran und hat eine komplett andere Sicht auf die Dinge. Wir tauschen unsere Nummern aus und wollen versuchen uns dort noch zu treffen, wenn es sich ergibt.

Von verschiedenen Leuten haben wir gehört und gelesen, dass es eine der besten Aussichten im Art Cafe geben soll. Während unserer Walking Tour sind wir fast direkt dort vorbeigekommen. Wir entschließen uns die Route einfach rückwärts zu laufen, um so etwas im Cafe zu essen. Yazd ist im Vergleich zu den anderen Städten völlig anders. Die Stadt wirkt traditioneller und vielleicht auch ein wenig konservativer. Völlig in schwarz gekleidete Frauen sind hier eher die Regel während sie in anderen Städten eher die Ausnahme waren. Die engen Gassen mit den braunen Lehmgebäuden in der Altstadt haben wir so in den anderen Städten nicht erlebt. Es macht uns auf jeden Fall interessant sich in den Strassen zu verlieren und die meisten Menschen grüssen uns mit neugieriger Freundlichkeit.

Uns gefällt das Art Cafe dann doch nicht so wirklich. Es ist schön dekoriert, Essen und Getränke schmecken, aber wir sind gar nicht davon begeistert, dass man als zahlender Gast noch für die Aussicht vom Dach extra bezahlen muss. Auch wenn ich aus Neugier doch zahle, finde ich es eigentlich nicht ok. Die Aussicht ist schon toll, aber ich denke es gibt auch noch viele andere tolle, die man ohne Bezahlung finden kann. Andere Hotels und Restaurants haben kein Problem damit, wenn man freundlich fragt.

Nach dem Essen schlendern wir weiter durch die Gassen und schauen uns einige Ort der Tour noch einmal genauer und durch die Kamera an. Am späten Nachmittag machen wir uns dann auf Richtung Freitagsmoschee, die wir von innen ja noch nicht gesehen haben. Wir bezahlen den Eintritt und stehen dann direkt im schönen Innenhof. Kurze Zeit später stupst mir ein junger Kerl auf die Schulter. Als ich mich zu ihm umdrehe hält er mir sein Handy mit Google Translate unter die Nase. „Can I take a photo of your wife?“ Bin ein wenig überrascht, aber nicke einfach. Sofort fällt mir der Fehler auf und frage Angeles noch schnell ob sie was dagegen hat. Hat sie nicht und so macht der Fotograf erst ein paar Bilder von ihr und dann von uns zusammen vor einem Mosaik. Wir tauschen noch kurz unsere Telegram Daten aus und dann ist er auch schon wieder verschwunden.

Wir hatten am Vorabend gelesen, dass es in der Moschee auch noch ein paar Swastika zu sehen gibt, können diese aber nicht entdecken. Soviel Mühe haben wir uns dann wohl doch nicht bei der Suche gegeben. Im Innenhof frage ich mal wieder einen älteren Herrn, ob ich ein Foto von ihm machen darf und natürlich hat auch er kein Problem damit. Ein bisschen ärgere ich mich wieder, dass ich das vorher ein wenig verdrängt hatte. Egal.

Zum Sonnenuntergang gehen wir noch einmal die Strasse zum Baam Cafe hoch. Wir bestellen uns Kaffee und Kuchen, setzen uns auf die fast leere Dachterrasse und beobachten die Stadt von oben. Als die Sonne komplett verschwunden ist, wird es dann aber doch sehr schnell sehr kalt und wir gehen zum Hotel, da wir keine Jacken dabei haben.

Im Hotel komme ich noch mit einem Schweizer ins Gespräch. Oliver ist mit seiner Frau und einem alten russischen Motorrad mit Beiwagen unterwegs. Sie haben geplant etwa 3 Jahre unterwegs zu sein. Von der Schweiz wollen sie bis nach Südafrika und wieder zurück. Eine spannende Reise. Man kann ihnen auf ihrer Webseite www.theslowriders.ch folgen.

Zum Abendessen gehen wir ins Marco Polo Hotel, dass auf dem Dach ebenfalls eine Terrasse hat. Kurz nach dem wir unser Essen bestellt haben, kommt auch Martin unser neuer tschechischer Freund ins Restaurant und winken ihn an unseren Tisch. Der Service im Restaurant lässt stark zu wünschen übrig und wirklich begeistert ist am Ende keiner von uns dreien. Dafür hat uns Martin doch noch einige interessante Details über den Iran erzählen können.