Fast eine Woche befand ich mich schon in Teheran als Angeles und ich im Hotelzimmer unserer Rucksäcke für unsere morgige Abreise packten. Nicht alles was wir in unseren Koffern mitgebracht hatten, sollte uns auf unserer Reise begleiten. Einige Dinge sollten stattdessen 2 Wochen im Hotel auf uns warten.

Anfang des Jahres hörte ich zum ersten Mal davon, dass ich für ein berufliches Projekt in den Iran fliegen sollte. Von Beginn an war ich begeistert und hoffte, dass sich auch die Möglichkeit ergeben würde das Land privat zu bereisen. Geplant war, dass ich für zwei Mal eine Woche mit einer zweiwöchigen Pause nach Teheran fliegen sollte. Die 2 Wochen boten sich idealerweise für eine Rundreise an.

Angeles war gerade erst angekommen und noch ein wenig überwältigt von den ersten Eindrücken. Mit einem Taxi hatte ich sie vom Flughafen abgeholt. Während ich mich während der Hinfahrt fast 2 Stunden durch den chaotischen Verkehr von Teheran chauffieren ließ, hat sie die Visaformalitäten am Flughafen unkompliziert und schnell erledigt. Die obligatorische Krankenversicherung hatten wir schon in Deutschland abgeschlossen, weswegen sie nur noch die 75 Euro für das Visum bezahlen musste. Danach ging es dann mit dem wartenden Taxi zurück zum Hotel. Der Verkehr hat sich in der Zwischenzeit ein wenig beruhigt, wodurch wir bereits 1 Stunde später im Hotel die Formalitäten für ihren Check-in erledigen konnten. Den Rest des Abends verbrachten wir mit der Vorbeitung unserer Rucksäcke.

Der folgende Tag startete mit einem reichhaltigen Frühstücksbüffet im Hotel bevor es weiter ins Büro ging. Während ich arbeitete beschäftigte sich Angeles meistens allein in einem Besprechungszimmer. Wobei die iranischen Kollegen sich doch immer wieder mal um sie kümmerten. Zudem gab es eine kurze Geburtagsparty mit Kuchen.

Am Mittag bestellten wir ein Taxi, dass uns nach Feierabend zum Busterminal South bringen sollte. Von dort wollten wir einen Bus nach Kashan nehmen. Die Oasenstadt mit ihren rund 300.000 Einwohnern liegt etwa 200km südlich von Teheran eingeschlossen von einer Wüste auf der einen und den Bergen auf der anderen Seite.


Der Taxifahrer kam zur vereinbarten Zeit und wir verabschiedeten uns noch schnell von den Kollegen. Viele iranischen Mitarbeiter bestanden darauf mir ihre Telefonnummer nicht nur für Notfälle, sondern auch für die Vermittlung von Familie & Freunde in allen Reisezielen zu geben. Danach ging es mit unserem nicht englischsprechenden Fahrer wieder in den anarchischen Feierabendverkehr der Großstadt. Motorradfahrer ohne Helm ziehen rechts und links an uns vorbei. Oft sitzen ganze Familien auf den Motorrädern: Ganz vorne ein Kind, dann der Papa, noch ein Kind und hinten die Mutter. Frauen dürfen im Iran übrigens selber kein Motorrad fahren.

Aus 3 Spuren werden hier schnell einmal 5. Jede Lücke im Verkehr wird gnadenlos ausgenutzt und zugefahren. Es wird gedrängelt und gequetscht. Stetiges Hupen zeigt den Vorderleuten an, dass man jetzt versucht sich irgendwie an ihnen vorbeizumogeln. Ein für uns sehr aggressiver Fahrstil. Die Verkehrsteilnehmer sehen es jedoch eher sportlich und böse Gesichter oder Diskussionen sieht man eigentlich kaum.

Nach 1 1/2 Stunden kommen wir am South Terminal an. Die Kollegen hatten mit dem Taxifahrer abgesprochen, dass er uns noch bis an den richtigen Schalter bringt, stattdessen hält er vor dem Busbahnhof an und deutet mit dem Finger auf ein großes Gebäude, während er in Farsi auf uns einredet. Wir bezahlen, nehmen unsere Sachen und gehen auf das Gebäude zu.

Um uns herum wuseln Einheimische. Das Gebäude beherbergt neben Kiosken die Schalter der verschiedenen Busunternehmen. Wir sind erst einmal ein wenig überwältigt und zeigen am ersten Schalter einen Zettel auf welchen unser Reiseziel auf Persisch steht. Englisch Fehlanzeige. Wir hören nur „ten“ und ein Handzeichen, dass auf ein kleines Kassenhäuschen nebenan deutet. Freundliches Anstellen und Warten funktioniert hier nicht. Die Leute rufen von links und rechts über unsere Schulter. Ein wenig schwierig ohne jegliche Sprachkenntnisse auf sich aufmerksam zu machen. Nach ein paar Minuten erbarmt sich der Angestellte und ich zeige ihm unseren Zettel. Auf einen Taschenrechner gibt er einen Beitrag ein und zeigt ihn uns. 32.000 sehe ich auf dem Display. Die offiziele Währung im Iran heißt Rial. Im Alltag wird jedoch die letzte 0 gestrichen und man spricht von Toman. Unsere Tickets kosten somit 320.000 Rial was zu diesem Zeitpunkt nicht ganz 8 Euro entspricht. Zudem ist es ein VIP Bus, der etwas mehr Platz als die normalen Busse bietet.

Wir bezahlen und bekommen das ausgedruckte Ticket in die Hand gedrückt. Wir ziehen uns aus der Menschentraube vor dem Schalter zurück und betrachten in Ruhe das Ticket. Ich glaube man konnte die Ratlosigkeit in unseren Gesichtern sehen. Wann fährt der Bus los? Wo fährt er los? Diese Fragen sollte uns der Fahrschein eigentlich beantworten, aber ohne des persischen mächtig zu sein, konnten wir nur ein paar Zahlen erkennen.


Ich grüßte einen Passanten, hielt ihm das Ticket vor die Nase und fragte auf Englisch wann und wo der Bus losfahren würde. Er schaute mich an, dann das Ticket und wieder mich. Er versuchte uns auf Englisch zu antworten. Ein zweiter Passant stieß dazu und fragte ob uns der erste Passant stören würde, was ich natürlich verneinte. Beide Passanten studierten das Ticket und diskutierten. Passant Nummer zwei sagte, dass der Bus um 22.00 Uhr, also in 2 1/2 Stunden losfahren würde. Zum Bus kommen wir, wenn wir den Ausgang neben dem Schalter nehmen würden.

Wir bedankten uns und zogen zum Ausgang. Wir schauten uns das Treiben von Bussen und Menschen kurz an und gingen dann wieder ins Terminal, um uns sitzend die Zeit ein wenig zu vertreiben. Ich beobachte gerne Menschen und dank der vielen fremden Gesichter verging die Zeit recht schnell. Bevor wir zum Bus gingen, machten wir noch eine Pipi-Pause.

Wir gingen abwechselnd, so dass immer jemand beim Gepäck blieb. Pissoirs gab es bei den Herrenklos nicht. Stattdessen Schlangen vor den Hock-Klos. Interessant fand ich, dass es auf Augenhöhe (stehend) ein etwa 30x30cm großes Sichtfenster gab. Mir kam es fast so vor, dass es dazu dient, dass sich die Männer auch wirklich hinhocken und nicht im Stehen pinkeln. Vielleicht liege ich da aber auch völlig falsch. Zumindest konnte ich dies auf noch weiteren öffentlichen Toiletten auf der Reise beobachten. Die Männner gingen also aufs Klo, drehten sich mit dem Gesicht zur Tür und während sie zu den Wartenden rausguckten, öffneten sie die Hose, hockten sich hin und verschwanden aus dem Blickfeld.

An den Bussteigen versuchten wir den richtigen Bus zu finden. Nummern sahen wir an den Bussen keine und wenn die Zielstädte in der Scheibe standen, konnten wir sie nicht lesen. So zeigten wir wieder Busfahrern und anderen Passagieren unser Ticket. Ich glaube nach 10 Minuten wussten wahrscheinlich alle Anwesenden über unser Reiseziel Bescheid. Als um kurz nach 22.00 Uhr unser Bus eintrifft, zeigten uns mehrere Menschen an, dass wir dort einsteigen sollten.

Mir geht durch den Kopf, dass ich vielleicht im Hotel kurz Bescheid geben sollte, dass wir um einiges später als vereinbart ankommen werden. Ursprünglich hatte ich uns für 20.00 Uhr angekündigt. Also rufe ich an und sage, dass wir vermutlich erst um 1-2.00 Uhr ankommen werden. Kein Problem. Wir sollen nur an der Eingangstür klopfen.

Immer wieder mal hielt der Bus aus uns nicht verständlichen Gründen. Es wirkte nicht so, als wenn Fahrgäste ein- oder ausgestiegen wären. Unterwegs gab es noch ein kleines Snackpack bestehend aus einem Trinkbecher und verschiedenen Keksen.

Auf Google Maps verfolgte ich unsere Route über Ghom nach Kashan. Kurz vor Kashan fragte uns einer der drei Busfahrer, ob und welches Hotel wir in Kashan hätten. Das Eshan House sagte ihm etwas. Ich hatte es am Vortag im Lonely Planet entdeckt und per E-mail reserviert.

In Kashan angekommen wartete schon ein Taxi auf uns. Der Fahrer gab uns gleich seine Karte und erzählte uns, dass wir ihn für alle Ausflüge in und um Kashan gerne anrufen könnnten. Nach ein paar Minuten Fahrt stoppte das Taxi an der Straße. Der Fahrer stieg aus und machte Zeichen, dass wir ihm in die kleine Gasse folgen sollten. Nach einigen Metern standen wir vor dem Hotel. Nach 2-maligen beherzten Klopfens öffnete sich die Tür. Der Fahrer verabschiedete sich und legte seine Hand wie ein Telelfon ans Ohr. Wir bedankten uns und treten ein.

Nach dem schnellen Einchecken standen wir um 1:45 Uhr in unserem Zimmer. Ein Foto vom Bett, eins in den Innenhof und schlafen. Es war ein langer Tag.