Am Ende der letzten Saison habe ich mich riesig gefreut, dass es mein Lieblingsverein aus der Primera División – Athletic Club de Bilbao – nach Europa geschafft hat. Für den vermutlich einzigen Profiverein in der Fußballwelt, der nur Spieler aus der Region unter Vertrag nimmt, ist dies durchaus keine Selbstverständlichkeit. Wäre der FC Bayern wohl noch Dauergast in der Champions League würde er nur mit Fußballern aus dem Bundesland Bayern spielen?
Als ich in der Auslosung gesehen habe, dass Athletic nicht nur gegen irgendwelchen skurrilen, osteuropäischen Vereine spielen muss, sondern auch nach Augsburg kommt, war mir sofort klar, dass dies eine einmalige Gelegenheit ist, die Mannschaft in Deutschland spielen zu sehen. Über Freunde aus Bilbao habe ich mir eine Karte für den Athletic Fanblock besorgen lassen und bin dann am Spieltag mit dem Zug nach Augsburg. Den ersten Basken, denen ich in der Innenstadt begegnet bin, habe ich mich gleich angeschlossen und bin mit ihnen zusammen zum Stadion gefahren. Schon in der Straßenbahn wackelte es kräftig als die Athletic-Fans ihre Fangesänge anstimmten. In den ersten Gesprächen habe ich mitbekommen, dass viele Bilbainos die Gelegenheit nutzten München, Salzburg und auch Nürnberg zu besuchen. So sind Auswärtsfahrten doch einfach nur Kurzurlaube unterbrochen von einem Stadionbesuch.
Nach kurzem Fußmarsch von der Haltestelle zum Stadion musste ich mich vor dem Eintreten in den Fanblock der intensivsten Kontrolle durchziehen, die ich je vor einem Fußballspiel erlebt habe. Alle Jacken- und Hosentaschen mussten ähnlich wie am Flughafen in eine kleine Plastikschale entleert werden, bevor man sorgfältig durchsucht wurde. Keinerlei Lebensmittel durften ins Stadion mitgenommen werden und gleich vor Ort entsorgt. So hat man dann noch viele der Basken vorm Spiel schnell ihr Sandwich essen sehen. Ein tolles Bild. Der FC Augsburg war toll organisiert und viele spanisch-sprechende Menschen haben die Ordner bei ihrer Arbeit unterstützt und so den Dialog mit den Fans vereinfacht.
Vor dem Spiel habe ich mich vielen Leuten geredet und viele Fans um ein Foto gebeten. So oft ergibt sich die Gelegenheit in Deutschland nicht. Während des gesamten Spiels herrschte eine tolle Stimmung, dass Athletic in der Schlußphase etwas glücklich noch mit 3:2 gewonnen hat. Für mich war nicht das Spiel, sondern die Menschen und die Stimmung das Wichtigste.
Auf der Rückfahrt nach Nürnberg ergab es sich, dass ich ab München mich noch super mit einem FCA Fan unterhalten habe. Damit hatte ich auch nicht gerechnet.
Ein rundum gelungener Abend und vielleicht trifft Athletic im späteren Verlauf der Europa League ja auf Schalke?!